Tora no maki - Der Tiger als Symbol des Shotokan-Stils

Shoto bedeudet "Pinienrauschen" - mit diesem Pseudonym unterzeichnete Funakoshi-sensei seine Kalligrafien

© 2002 A. Krause

Letzte Aktualisierung: Sonntag, 01. Dezember 2002

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Was ist ... ?

u.a. Karate-Dô, Shotokan, JKA-Karate.
Grundsätzliche Fragen zu unserer Kampfkunst.

Wer ist ... ?

u.a. Gichin Funakoshi, Masatoshi Nakayama. 
Die wichtigsten Meister in der Tradition des Shotokan-ryu.

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Der Aufbau einer Übungsstunde im Shotokan-Karate.

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Das Training grundliegender Fertigkeiten.

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Gedichte vom Weg

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Eine Auswahl empfehlenswerter Literatur mit Bezug zum Karate-Dô oder den Kampfkünsten allgemein.

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INHALT

Allgemeines

u.a. Herkunft, Bedeutung, Sinn des Katatrainings.

Shotokan-Kata

u.a. die 27 Kata, Shitei-Kata, Tokui-Kata.

Shorin/Shorei

u.a. Kriterien zur Unterscheidung von Kata

 

Eine der oft-genannten, aber wenig verstandenen Unterscheidungen in Bezug auf Kata ist der zwischen Shorin- und Shorei-Kata. Hier liegen viele Missverständnisse versteckt. Um hier Klarheit zu schaffen müssen zweierlei Dinge auseinandergehalten werden.

 

1. Shorin- und Shorei-Ryu
Die Shorin/Shorei-Unterscheidung taucht zum einen im Zusammenhang mit der Zugehörigkeit einer bestimmten Kata zu einer von zwei Karate-Strömungen auf Okinawa auf. Da ist zum einen von der Shorin-Schule die Rede, deren Kata in Anlehnung an den "aüßeren" chinesischen Shaolin-Stil gegründet wurden und zum anderen von der Shorei-Schule, deren Ursprünge in den sogenannten "inneren" chinesischen Stilen (u.a. Tai-Ji-Quan) liegen soll. Diese Unterscheidung hat allerdings auf Okinawa nur eine kurze Tradition.

Verbreiteter war es hingegen die verschiedenen Kata, nach der Gegend auf Okinawa zu unterscheiden in denen sie entstanden bzw. zuerst geübt worden sind. Besondere Bedeutung kommt dabei den drei Orten Shuri, Naha und Tomari zu. Entsprechend wurde die Kata dem Shuri-Te, Naha-Te bzw. Tomari-Te zugeordnet. Die heutige Bezeichnung Shorin-Ryu umfasst dabei die Kampfkünste die in Shuri und Tomari geübt wurden, während Shorei-Ryu hauptsächlich für das Naha-Te steht. Die meisten der okinawanischen Stile, die heute noch geübt werden, lassen sich schwerpunktmäßig somit nach der Geschichte ihrer Kata in eines der beiden Systeme einordnen. Die Unterscheidung Shorin-/Shorei-Ryu ist somit historischer Natur.

 

2. Shorin-/Shorei-Kata

Gichin Funakoshi hat in seinem Buch "Karate-Do Kyohan" ebenfalls Kata nach Shorin- und Shorei-Zugehörigkeit unterscheiden:

 

Zu den Shorin-Kata zählen demnach

   Heian 1-5, Bassai-Dai, Kanku-Dai, Empi, Gangaku

während

   Tekki 1-3, Jion, Jitte, Hangetsu

als Shorei-Kata eingeordnet wurden.

Das oben beschriebene Verständnis von Kata liegt dem aber nicht zugrunde. Denn Funakoshi-sensei unterrichtete in Japan ausschließlich Kata, so wie er sie von einem seiner Lehrer, nämlich Anko Itosu, gelernt hatte. Und dieser gilt als der Hauptvertreter des Shuri-Te und somit des Shorin-Ryus im zuvor genannten Sinne. Zudem können heute einige der als Shorei qualifizierten Kata (Jion und Jitte) eindeutig der Herkunft nach dem Tomari-Te zugeordnet werden.

 

3. Kraft und Schnelligkeit

Also ein Widerspruch? Nur wenn man der Unterscheidung historischen Wert beimisst. Funakoshi-sensei verband allerdings mit der Unterscheidung einen ganz anderen Aspekt: Demnach betont die eine Schule die Ausbildung körperlicher Kräfte (Shorei), während die andere Schule die Leichtigkeit und Schnelligkeit der Bewegungen betont (Shorin). Überträgt man diese Aspekte in eine ganz einfache Karate-Technik so sind beide wichtig: Die Schnelligkeit einer Technik bestimmt über das Maß der kinetischen Energie, die bei einer Karate-Technik freigesetzt wird. Es hängt allerdings von der Körperspannung im Moment des Auftreffens auf das Ziel ab, inwiefern diese Energie auch vollständig auf das Ziel übertragen werden kann (sogenannter Brennpunkt o. Kime). Der menschliche Geist hat nun leider Eigenschaft, dass er sich immer nur auf eine Sache zum gleichen Zeitpunkt wirklich bewusst konzentrieren kann. Das wir trotzdem oft mehrere Dinge gleichzeitig tun können, verdanken wir unserem Unterbewußtsein, dass angelernte und automatisierte Prozesse steuert.
Für das Katatraining bedeutet dies, das bei der Ausführung einer Shorin-Kata der Schwerpunkt auf dem schnellen Einsatz des ganzen Körpers liegt, während die Konzentration in der Shorei-Kata auf der Beherrschung der Kontraktion der Körpermuskulatur im Moment des Auftreffens der Technik (Kime) liegt. Durch dieses bewusste Training der beiden eigentlich untrennbar verbundenen Aspekte, wird unser Unterbewußtsein geschult, so dass im Anwendungsfall die Technik optimalerweise schnell und stark ist.

 

4. Die Wahl der eigenen Kata

Wem von Natur aus schnelle Bewegungen liegen, wird daher als Tokui-Kata in der Regel eine Shorin-Kata wählen, während der kräftigere oder massigere Karateka eher zur Shorei-Kata tendieren wird. Umgekehrt können aber gerade auch körperliche Defizite durch das Training einer entsprechenden Kata ausgeglichen werden. Versteht man die Unterscheidung so, dann ergibt sich der Wert für das Kumite-Training von selbst, da hier beide Aspekte von Bedeutung sind.

Zu beachten ist allerdings noch, dass nicht jede Shorin-Kata nur aus Shorin-Bewegungen und nicht jede Shorei-Kata nur aus Shorei-Bewegungen besteht. Insbesondere die höheren Shotokan-Kata (vgl. nur Nijushiho oder auch Gojushiho) weisen oft beide Aspekte mit unterschiedlicher Gewichtung auf. Eine Einteilung in Shorin- oder Shorei ist hier nur schwerpunktmäßig möglich. Es kommt hier darauf an, die einzelnen Sequenzen genau zu analysieren, um die Betonung richtig zu treffen.

 

Allgemeines - Die 27 Shotokan-Kata

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