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Masatoshi Nakayama (1913-1987) war als langjähriger
chief-instructor der Japan Karate Association maßgeblich für die
Verbreitung des Shotokan-Stils in der Welt verantwortlich. Bei seinem Tod
hinterließ er die JKA auf dem Zenith ihres Schaffens,
den diese nie wieder erreichen sollte.
1. Kurz-Biografie
Nakayama wurde in eine berühmte Kendo-Familie (jap.
Schwertfechten) geboren und genoß daher eine Erziehung in der Tradition
der Samurai. Bereits in frühester Jugend kam er daher mit verschiedenen
Budo-Disziplinen in Kontakt. Mit dem Karate-Do kam er durch sein Studium
an der Takushoku-Universität in Tokio in Kontakt. Von 1932 bis 1937 war
er dort Schüler von Gichin Funakoshi, von dem er noch im alten Sinne der
Itosu-Schule unterrichtet wurde. 1937 ging er nach China, wo er unter
anderem chinesische Kampfkünste studierte und kehrte erst 1946 in den
Wirren der Nachkriegsjahre zurück. Das Shotokan-Ryu hatte sich in dieser
Zeit durch das Wirken Yoshitaka Funakoshis grundliegend verändert. Mit
diesen Änderungen wurde er durch andere Schüler seiner Altersklasse (Takagi,
Miyata und Obata) vertraut gemacht.
Nakayama war schließlich 1949 einer der treibenden Kräfte bei der
Gründung der Japan Karate Association, deren chief-instructor er
schließlich wurde.
2. Die Entwicklung des Wettkampf-Karate
Nakayama wird allgemein die Entwicklung des Karate-Dô hin zu einer
Wettkampfsportart angelastet. Insbesondere wird ihm vorgeworfen, die
Gründung der JKA nur vor diesem Hintergrund betrieben zu haben. Dies ist
so allerdings nicht haltbar: zum einen wurde die JKA zunächst als
Verwaltunskörperschaft der Universitätskarate-Clubs, mit dem Ziel der
Anerkennung durch das japanische Erziehungsministerium gegründet und zum
anderen fanden die ersten ernsthaften Versuche zur Entwicklung von
Wettkampfregeln an der Waseda-Universität unter dem damaligen
Club-Captain Tsutomu Oshima (damals auch JKA) statt. Auf diese Versuche
(1951) ist das heutige System mit einem Hauptkampfrichter und vier
Seitenkampfrichtern zurückzuführen. Mitsusuke Harada, ein anderer
Schüler Funakoshis berichtete erst kürzlich davon, dass Masatoshi
Nakayama ausdrücklich sein Missfallen gegenüber dieser Entwicklung
bekundet hatte.
Nichtsdestotrotz scheint er einige Zeit später seine Einstellung
grundliegend geändert zu haben, indem er Oshimas Experimente als
Kampfrichter aktiv unterstützte. Schließlich fand unter der Leitung der
JKA die erste nationale japanische Karatemeisterschaft statt, die von
Hirokazu Kanazawa gewonnen wurde. Zeit seines Lebens vertrat Nakayama die
Ansicht, dass der Wettkampf nur ein kleiner Bestandteil des Karate-Dô ist
und Sieg oder Niederlage nicht entscheidend seien. In einem späteren
Interview gab er zu, sich vor Funakoshi-sensei für die Entwicklung des
Wettkampf-Karate zu schämen, rechtfertigte diese Entwicklung aber mit dem
Wunsch nach der Verbreitung des Karate-Dô in der Welt.
3. Verdienste um die weltweite Verbreitung
Mit der Gründung des weltbekannten JKA-Instruktorenkurses 1956, deren
Leitung Nakayama bald vollständig selbst übernahm, legte er die
Grundlage für die weltweite Verbreitung des Shotokan Karate-Dô. Dieses
Programm war als Fulltime-Programm angelegt und nur die besten Absolventen
der Universitätsjahrgänge wurden zugelassen. Durch dieses harte
Ausbildungsprogramm erreichten die Instruktoren einen technischen Stand,
der in der Karatewelt seinesgleichen suchte.
Die ersten drei Absolventen waren Hirokazu Kanazawa, Mikami und Takura,
die nach ihrer Ausbildung in die Welt hinausgeschickt wurden, um Karate zu
verbreiten. Zudem gingen viele Direktoren der JKA ins Ausland, so Hidetaka
Nishiyama und Teruyuki Okazaki 1961 in die USA. Die meisten Shotokan-Dojos
weltweit sind zumindest mittelbar Kinder dieser Entwicklung.
4. Verdienste um die wissenschaftliche Erforschung
Neben der Einführung des Wettkampfs und der Schaffung des
JKA-Instruktorenkurses ist insbesondere die wissenschaftliche Untersuchung
und Weiterentwicklung des Karate-Dô auf Masatoshi Nakayama
zurückzuführen. Dieser widmete er sich einen Großteil seiner Zeit als
Direktor der sportwissenschaftlichen Fakultät der Takushoku-Universität.
Den Höhepunkt bildeten Forschungsprogramme in den USA, die in
Zusammenarbeit von Teruyuki Okazaki an der Universität von Long Island in
New York durchgeführt wurden.
Durch die systematische Untersuchung des Karate-Do sind zahlreiche Werke
entstanden, die aus keiner Karate-Bibliothek wegzudenken sind. Von
Nakayama selbst sind hier sein Standardwerk "Dynamic Karate",
sowie die elfbändige Reihe "Karate-Perfekt" zu nennen.
Unter den Schülern, die ihn weltweit auf
Karate-Lehrgängen erleben durften, galt er als ausgesprochen
liebenswürdiger Mensch, der stets ein offenes Ohr für jede Frage hatte
und der den ganzen Tag nichts anderes tat, als Karate-Dô zu unterrichten.
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Quellen:
Mitsusuke Harada "The beginnings of Shotokai and
Shotokan: A brief overview" SKM #71
Graham Noble "Master
Funakoshi's Karate" (online)
Werner Lind "Lexikon der Kampfkünste"
BlackBeltMagazine, Okt. 1965 "A
new day of Karate" (online)
Interview mit Leslie S. Safar, 8. Dan AJKA
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